Geht der deutschen Wirtschaft allmählich der Schrott aus?
Der weltweite Bedarf an Metall­ schrott Ist Immens, die Nachfrage
ungleich höher als das Angebot. Der Stahlbedarf der Chinesen
ist so groß, dass sie schon seit  Jahren den Weltmarkt regelrecht leer kaufen. Da nun auch der
Stahlbedarf ln Indien Immer mehr zunimmt, wird auch die Nachfra­
ge an Schrott in den nächsten Jahren weiter wachsen.
Allein die deutschen Stahlunter­ nehmen benötigen jeden Monat
eine Schrottmenge, die 200 Elfel­ türmen entspricht, sagte kürzlich
der Präsident der Wirtschattsver­ einigung, Dieter Ameling. Kein
Wunder, dass Schrott immer knapper wird.
Alte Autos sind Immer noch die  wichtigste Schrottquelle. Doch
nur etwa jedes zweite der rund  drei Millionen jährlich in Deutsch­
land zu entsorgenden Autos lan­det auf einem deutschen Schrott­
platz: Altautos sind zu einer Han­delsware geworden, die in gan­
zen Schiffsladungen nach Afrika gebracht wird. Seit der Osterwei­
terung gehen auch immer mehr alte Autos ln die neuen EU-Staa­
ten. Dort stört weder ein strenger TOV, noch die hohen Umweltauf­
lagen, die deutsche Schrottverwerter beachten müssen. Dies
hat auch Auswirkungen auf die Entsorgungspreise. Musste man
vor einigen Jahren noch zahlen, ist die Entsorgung mittlerweile
kostenlos. Für ältere Modelle mit einem höheren Stahlanteil kann
man sogar noch Geld bekommen.


Autoschrott ist besonders begehrt, weil er nahezu ohne Qualltatsver­
lust in Stahl umgewandelt werden kann. Drei Rohkarossen ergeben
am Ende der Verwertungskette etwa eine Tonne Schrott. Rund
eine Million Tonnen Autoschrott von Insgesamt 20 Millionen Ton­
nen Schrott wurden so 2004 in Deutschland zu Stahl einge­
schmolzen.
Doch nicht nur bei alten Autos trocknet die Schrottquelle allmäh­
lich aus. Schrott ln Jeglicher Form wird knapp. Der Schrotthandel
beklagt, dass es in Deutschland immer weniger produzierendes
Gewerbe gibt, bei dem Schrott abfällt. Sie seien entweder nicht
mehr am Markt oder produzieren mittlerweile überwiegend im Aus­
land. Mittelfristig könnte dies für den Schrotthandel zum Problem
werden.
Schrott Ist ln Europa Inzwischen so begehrt, dass er Immer mehr
zur Zielscheibe von kriminellen Machenschaften wird.
Es kur­sieren bereits Gerüchte, dass in
Russland über Nacht ganze Stahl­ brOcken gestohlen werden. Und
selbst ln Deutschland wurden vor einigen Monaten 80 Güterwag­
gons gestohlen und auf einem Abstellgleis in einem Waldstück
mit Schneidbrennern zu Schrott zerlegt.
Schrott wird Immer wertvoller, doch die Schrottwirtschaft klagt
über nachlassende Gewinnspan­nen aufgrund der gestiegenen
Kapitalkosten. Und starke Preis­schwankungen erschweren die
Kalkulation.